Geschichte

Augustinus

Augustinus wurde am 13. November 354 in Thagaste in Numidien geboren (Souk-Ahras, Algerien), einer römischen Provinz in Nordafrika. Mit 32 Jahren brach er mit seinen intellektuellen und politischen Ambitionen. Im Anschluss an seine Taufe in Mailand zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, um auf dem elterlichen Gut in Thagaste mit seinen Freunden das Projekt eines klösterlichen Lebens zu entwerfen, das nicht das einsame Leben der Anachoreten (nach dem Vorbild des Antonius), sondern das Gemeinschaftsleben zum Ziel hatte.

Drei Jahre später musste Augustinus sich vom Traum eines kontemplativen Lebens verabschieden und wurde zunächst als Priester (391) und danach als Bischof (395/396) vom Kirchenvolk in Hippo (Annaba) in die Pflicht genommen. Trotzdem blieb er sowohl als Mönch und Bischof als auch in seiner Lehre seinen klösterlichen Idealen treu. In seiner Lehre betonte er immer wieder die Einheit von Kontemplation und Aktion. Aus gutem Grund wird deshalb das augustinische Ordensleben als ein Mittelweg (via mixta) angesehen.

Nachdem Augustinus während der Belagerung seiner Bischofsstadt Hippo gestorben war, wichen die afrikanischen Bischöfe und Ordensleute auf den europäischen Kontinent aus, wo sich daraufhin das augustinische Mönchsleben ausbreitete. Hierbei spielte die Klosterregel des Augustinus eine wesentliche Rolle. Sie stellt den Kern des Ordenslebens als Liebe zu Gott und als Liebe zum Nächsten sowie als Einheit im Herzen durch die Gütergemeinschaft heraus. Dabei bietet die Kürze des Textes genügend Spielraum für je eigene Ausprägungen und Konstitutionen.

Wenngleich auch vom Orden des Heiligen Augustinus (Ordo Sancti Augustini, OSA) die Rede ist, so war letztlich doch nicht Augustinus sein Gründer, sondern Papst Alexander IV. Dennoch verbindet den Orden und Augustinus ein lebendiges geistiges Band, ohne dass eine historische Kontinuität zwischen beiden bewiesen werden kann.
Nach der islamischen Eroberung Nordafrikas im 7. Jh. entwickelte sich das augustinische Klosterleben in Europa weiter. Die Bewegung der Einsiedler im 12. und 13. Jh., die eine Reaktion auf den Verfall des klösterlichen Ideals in den alten, geschlossenen Mönchsabteien war, wurde von den Päpsten in die rasch wachsenden Städte der damaligen Zeit umgeleitet. In diesem Zusammenhang wurden die Augustiner-Eremiten in den Städten mit der Seelsorge betraut. Zu diesem Zweck verkündete Papst Alexander IV. am 9. April 1256 in der Bulle Licet Ecclesiae Catholicae die Vereinigung der Toskanischen Eremiten, der Janboniten (Zanbonini), der Brictinenser (Brictini), der Wilhelmiten und der Eremiten des Hl. Augustinus. Diese Vereinigung ging als grosse Vereinigung (magna unio) in die Ordensgeschichte ein.

Dieser so entstandene Orden erhielt die Privilegien der Bettelorden und verbreitete sich daraufhin sehr schnell über ganz Europa. Im ausgehenden Mittelalter umfasste der Orden 2000 Klöster mit ca. 30000 Mitgliedern. Die Hauptbeschäftigung des neuen Bettelordens sollte fortan in Studium und Predigt bestehen. Kontemplation und Aktion sollten vereinigt werden. Die persönliche Vollkommenheit wurde im Gebet und in den Gelübten angestrebt, die Heiligung des Mitmenschen in einem intensiven und vielseitigen Apostolatsleben. Die ortsbezogene Stabilität (stabilitas loci) wie sie die alten Abteien kennen, ist den Bettelorden bis auf den heutigen Tag fremd. Ganz im Gegenteil ist für sie die Mobilität ein besonderes Kennzeichen. Auf der gesamten Welt gibt es gegenwärtig 26 Ordensprovinzen und 29 kleinere Circumscriptionen, wie z.B. Vikariate und Regionen.